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Auf der Spur der Steine
Reinhard P. Kilies aus Pleißa begibt sich in die Welt von Elbsandstein und Porphyrtuff
von marianne schultz
Limbach-Oberfrohna/OT. Pleißa.
Wer das Anwesen von Reinhard P. Kilies betritt, weiß eigentlich nicht, wohin er zuerst sehen soll: Alles gibt es hier reichlich, auch Ruhe. Es scheint, als hätte der Tag einen längeren Atem, als würde er sich dem Rhythmus der Natur anpassen. Katzen räkeln sich in der Sonne, der Dompfaff hat sich am Morgen gezeigt - Reinhard P. Kilies hat ihn schon eine Weile nicht gesehen. 60 Vogelarten sind ihm im Laufe der Jahre hier begegnet, auch die seltenen Bergfinken, die auf ihrer Reise von Süden nach Skandinavien hier Station machen.
Der einstige Bauernhof wurde von ihm selbst rekonstruiert, ein sich idyllisch ausbreitendes Anwesen auf 6000 Quadratmetern, eins geworden mit dem anmutigen Auf und Ab der umgebenden Hügel, der von eigener Hand geschaffenen Teichlandschaft am Waldrand in Pleißa. Der kecke Entennachwuchs - es sind genau 41 Küken - versteckt sich in der Mittagshitze.
Dazu Steine, Steine, Steine. Ganze Wagenladungen großer schwerer Blöcke, von denen jeder ein Stück Geschichte erzählen könnte. Ein Pfad ist gesäumt von Steinen der Dresdner Frauenkirche, die bei der Rekonstruktion keine Verwendung fanden, ausgemustert auf Grund ihrer Beschädigung, die der „Steinkünstler" hochoffiziell zur künstlerischen Bearbeitung von der Stiftung Frauenkirche zur Verfügung gestellt bekam. Ein unvorstellbarer Reichtum, der die Phantasie in Gang setzt, Steine, die teils noch die Handschrift der alten Steinmetze tragen. Inschriften von „IGP, 1731" sind vermerkt. Das war noch während der Bauzeit. Oder das Stück einer Triumphvase. Viele Quader tragen die Brandzeichen der letzten Nacht, in der die Frauenkirche in Schutt und Asche fiel.
Gewaltige Ringanker sind hier zu einem eigenwilligen „Glockenspiel" geformt, die einst die Kuppel der Frauenkirche getragen haben. Vor 200 Jahren wurden sie in Schmiedeberg geschmiedet. Reinhard P. Kilies bringt sie mit leichtem Hammerschlag zum Klingen, auf Ausstellungen in der Dresdner Frauenkirche und in der Chemnitzer Jakobikirche hat er damit unglaublichen Erfolg bei den Zuhörern gefunden. Die Steine der Frauenkirche sind das eine. Sie treten stumm in Beziehung zu den vielen Steinen heimischer Abbruchhäuser, gerettet vor dem Vergessen aus dem Schutt, vom Müll, einer neuen Bestimmung entgegen sehend.
Elbsandstein und Chemnitzer Porphyrtuff, dazu Glimmerschiefer und vielen, vielen andere Steinarten gehört die große Liebe von Kilies. Ihnen gibt er ein neues Gesicht, eine neue Bestimmung in Skulpturen, in Steinbildern, die die verborgene Schönheit, das reiche Innenleben, die Struktur der Steine sichtbar machen und die ein klares Bekenntnis zum traditionellen Stein der Baumeister vergangener Jahrhunderte ausdrücken.
Vier mal viereinhalb Meter wird das Wandbild messen, das Kilies vollkommen aus Stein für die neue Stadthalle Limbach-Oberfrohna als Auftragswerk arbeitet. Die Idee wird den Bürgern noch offiziell vorgestellt werden, deshalb nur so viel:
Ausschließlich Steine der Heimat finden hier Verwendung, der rote, gelbe, bläuliche Rochlitzer Stein ebenso wie der Chemnitzer, dessen Farbenspiel von Grün, Weiß, Grau und Lila eine edle Pracht entfaltet. Auch aufgeschnittene Ziegel aus alten Limbacher Häusern kommen so zu Ehren.
Reinhard P. Kilies ist bei all dem Spektakulären seiner Unternehmungen noch nicht einmal allzu lange auf dem „Steinweg". Der Kunsterzieher und Romanist hat viele Jahre lange als Dolmetscher für Italienisch gearbeitet. Beim Hausbau fand er zum Stein, „und irgendwann wollte ich wissen, wie es inwendig aussieht."
Quelle: "Freie Presse" vom 21. August 2003 -
Es handelt sich um das sog. "Waldhaus-Atelier" - sh. Bild (Anm. d. Red.)
 
Zwischen Porphyrtuff und Elbsandstein
Im Atelier in Pleißa dokumentiert Reinhard P. Kilies die Welt der Steine
von marianne schultz
Reinhard P. Kilies hat um sich eine ganz besondere Welt aus Steinen errichtet - Steine der Dresdner Frauenkirche lagern hier, die bei der Rekonstruktion keine Verwendung fanden, und die - ausgemustert auf Grund ihrer Beschädigung - ihm offiziell zur künstlerischen Bearbeitung von der Stiftung Frauenkirche zur Verfügung gestellt wurden. Dazu findet sich ein reicher Bestand von über 250 Kubikmetern Chemnitzer Por-phyrtuff aus Abbruch und Schutt. Dresdner und Chemnitzer Stein: In diesem Spannungsfeld bewegt sich der Künstler seit einigen Jahren.
Auf etwa 200 Quadratmetern Ausstellungsfläche der Galerie und im Freien in Pleißa präsentiert der Künstler sein Schaffen, naturbelassene Steine neu definiert, finden sich neben Steinbildern und Skulpturen. Nichts Fremdes wird dem Stein übergestülpt, sein Wesen wird befragt. Paradestück: Gewaltige Ringanker fügen sich zu einem eigenwilligen „Glockenspiel". Einst haben sie die Kuppel der Frauenkirche getragen. Als Kilies diese „Glocken" vor der Frauenkirche präsentierte, überzeugte er die Stiftung Dresdner Frauenkirche - und gewann die Steine.
Aufgeschnitten, sauber mit der Bausäge in Scheiben getrennt, wird unter der Hand von Reinhard P. Kilies eine ganz eigene Ästhetik sichtbar. Farben, Mineralspiele, „Augen" faszinieren den Betrachter. 700 Sorten Porphyrtuff aus dem Stadtgebiet Chemnitz hat er inzwischen zusammengetragen. „Bei 100 dachte ich, was für ein überwältigender Reichtum." Sein Steine-Archiv im Atelier in Pleißa ist nach dem Vorbild einer Bibliothek eingerichtet. Raumhohe Fächer lassen sich aus einer Wand herausziehen, in denen die Schätze sichtbar werden.
Vor 290 Millionen Jahren entstand bei Vulkanausbrüchen im heutigen Chemnitzer Stadtgebiet der Chemnitzer Porphyrtuff in einer einzigartigen Vielfalt an Färb- und Zeichnungsvarietäten. Kilies: „Auch der berühmte Chemnitzer versteinerte Wald ist Produkt dieser Vulkane. Seine Kieselhölzer wurden eingebettet im Porphyrtuff gefunden." Und Porphyrtuff prägte geradezu exemplarisch das Chemnitzer Baugeschehen, wird allerdings seit mehr als 50 Jahren nicht mehr abgebaut.
Irgendwann wird er vielleicht ein Buch schreiben, „Die Augen von Chemnitz". Wenn
er an die Jakobikirche denkt, träumt er einen echten Sommertraum: „Den Innenausbau der Jakobikirche, der ältesten Stadtkirche, mit eben diesem Chemnitzer Stein zu vollenden, hätte visionäre Kraft. Und Material ist schließlich vorhanden."
Kilies ist dabei noch nicht einmal allzu lange auf dem Steinweg. Der Kunsterzieher und Romanist hat viele Jahre lange als Dolmetscher für Italienisch und als freiberuflicher Maler und Grafiker gearbeitet.
Heute lebt der gebürtige Limbacher in seiner eigenen Welt in Pleißa. Zauberhafte Landschaft umgibt das Anwesen, das auf so charakteristische Weise vom Stein geprägt ist. Hier machte er auch erstmals direkt Bekanntschaft mit dem heimischen Stein, als er sein Haus auf dem alten Bauerngrundstück rekonstruierte. „Auf schwarzen Glimmerschiefer stößt man nur zwei Meter unter der Erde."
Mit seinen großen Ausstellungen in der Dresdner Frauenkirche und in der Chemnitzer Jakobikirche konnte er stark auf sich aufmerksam machen. Zur Internationalen Steinmesse im Frühjahr in Nürnberg machte der Chemnitzer Porphyrtuff, den der Pleißaer exklusiv präsentierte, regelrecht Furore. Ihm wieder zur Geltung zu verhelfen, dürfte die vornehmste Sorge von Reinhard P. Kilies werden. Als nächste große Arbeit folgt ein Wandbild für die Stadthalle Limbach-Oberfrohna. Seine Hoffnung: „Porphyrtuff kehrt wieder verstärkt ins Stadtbild zurück."
Quelle: "Freie Presse" vom 26. 08. 2003
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