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Ein Pleißaer Baumeister und Architekt 265-jähriges Jubiläum von Johann Traugott Lohse In diesem Jahr 2025 feierte der Heimatverein Pleißa die Ersterwähnung des Ortes vor 650 Jahren. Für viele unbekannt ist jedoch, dass ebenfalls in dieses Jahr, der 265. Geburtstag" von Johann Traugott Lohse fällt. Wer war dieser Lohse und welche Bedeutung hatte er für Pleißa? Er wurde am 13. Mai 1760 in Altenhain bei Chemnitz geboren, lebte und wirkte aber 26 Jahre lang von 1786 bis 1812 in Pleißa. Von hier begründete er seinen Ruhm als Baumeister und Architekt. Allerdings sind in Pleißa selbst keine seiner Bauten nachweisbar. Das am nächsten zu Pleißa gelegene und vielen Pleißaer Einwohnern sicherlich bekannte Bauwerk ist die Kirche in Reichenbrand, die er zwischen 1802 und 1810 zusammen mit dem Grünaer Zimmermeister Matyas errichtete. Weitere Kirchen baute er u. a. in Kleinolbersdorf, Wildbach und Grünhain. Bekannt ist Lohse für seinen Architekturstil. Dieser wird in der Literatur oft als Palasttyp bei Industriebauten, hier speziell Spinnmühlen, beschrieben. Einige bekannte Beispiele sind die Spinnmühlen in Harthau, Erfenschlag, Lugau, Flöha, Mühlau, Siebenhöfen und Schlettau, die er als Baumeister begleitete. Sein besonderes Markenzeichen waren monumentale Säulen, Mansarden- und Kielbogendächer sowie die Verwendung klassizistischer Stilelemente. Damit prägte er in dieser Zeit den frühklassizistischen Stil. Von besonderem Interesse war es nun zu ergründen, wo der Standort des Wohnsitzes in Pleißa zu verorten ist. Dieser Aufgabe stellten sich hauptsächlich Frank Müller aus Klaffenbach, Dr. Benita Martin aus Chemnitz, Dr. Günter Lohse (ein Ur-Neffe) aus Erfurt und Marco Löbel aus Pleißa. Erhebliche Schwierigkeiten bestanden darin, dass in Pleißa selbst und in der näheren Umgebung keine direkten Hinweise auf Lohses Bautätigkeit auffindbar waren und ein großer Teil historischer Unterlagen im Stadtarchiv bzw. im früheren Lehngericht von Pleißa durch Brände und andere Ursachen verloren gegangen waren. Also wurden unzählige Seiten alter Schriften in Gerichtsbüchern studiert, Einwohner befragt und um deren historische Unterlagen gebeten, zwei Chroniken aus dem Anfang des 20. Jahrhunderts ausgewertet und verschiedene Ämter sowie das Stadtarchiv Limbach-Oberfrohna um Auskünfte gebeten. All diese Recherchen ergaben vielfältige Einblicke in die Wohn-, Besitz- und Lebensverhältnisse im Ort, Ausgang des 18. Jahrhunderts. Die Forscher wurden aber auch mit vielen Lücken und Widersprüchen in den Unterlagen konfrontiert. Bei den Arbeiten reifte die Erkenntnis, dass eine zu 100 Prozent sichere und über alle Zweifel erhabene Bestimmung des Grundstückes nur schwer möglich ist. So nimmt es denn auch nicht wunder, dass nach wie vor eine Variante existiert, die das Grundstück im Oberdorf bei der ehemaligen Rauhmühle verortet und wie Johann Traugott Lohse von dort ausgewirkt haben könnte. Nach Auswertung der Brandcataster-Listen und erfolgtem Abgleich mit Gerichtsbüchern sowie späteren Adressbüchern ließ sich zumindest der Käufer Johann Traugott Lohses Anwesens, einer seiner Neffen, Christian Friedrich Lohse, klar im Ort finden. Dessen Familie lebte bis 1866 in diesem Grundstück. Auf dieser Grundlage lässt sich nunmehr mit einer gewissen Sicherheit das Grundstück im Areal des heutigen Löbelgässchens verorten. Das gefundene Gebäude selbst ist aber, wie aus den Recherchen hervorgeht, einem Brand zum Opfer gefallen. Die Nachkommen des Neffen sind in der ehemaligen Hauptstraße 14 noch bis 1938 nachweisbar. Am Löbelgässchen wird durch den Heimatverein eine Gedenktafel aufgestellt. Damit verbindet der Heimatverein die Hoffnung, dass sich noch mehr Interessierte mit der Geschichte des Ortes, ihren Vorfahren und deren Wirken näher befassen. Hier gibt es noch viele interessante Geschichten zu entdecken. Weitere Informationen zu Leben und Werk von Johann Traugott Lohse finden Interessierte in dem im Geschichtsverein Klaffenbach e V erschienenen Buch Johann Traugott Lohse- Baumeister, Architekt, Industriepionier". Text und Foto: Dr. Günter Lohse - Quelle: Stadtspiegel" vom 16.08.2025 |
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